Im Kunsthaus Wiesbaden erzählen Fotos die Geschichten von Frauen in der Prostitution – zwischen Unsichtbarkeit, Hoffnungen und gesellschaftlicher Herausforderung.
Das Kunsthaus Wiesbaden öffnet seine Räume für eine Ausstellung, die den Blick auf ein gesellschaftliches Tabu richtet: Frauen in der Prostitution. In Kooperation mit dem Kommunalen Frauenreferat der Stadt Wiesbaden begleitet Hyp Yerlikaya über zwei Jahre hinweg Frauen in der Sexarbeit. Mit seiner Kamera fängt er nicht nur Porträts, sondern ganze Lebenssituationen ein, inszeniert Räume, hält Momente fest, die ansonsten im Verborgenen bleiben.
Kunsthaus Wiesbaden, kurz gefasst
Ausstellung – gesichtslos – Frauen in der Prostitution Wann: 11. September 2025 bis 26. Oktober 2025 Vernissage: 11. September 2025, 17:00 Uhr Wo: Kunsthaus Wiesbaden, Schulberg 10, 65183 Wiesbaden Eintritt: frei
40 Bilder erzählen Geschichten von Angst, Unsicherheit, aber auch von Träumen und Hoffnungen. Sie zeigen Frauen, die ihre wahre Identität täglich verstecken müssen – oft nachdem sie ihre Heimat verlassen haben, um in Deutschland ein neues Leben zu beginnen. Doch die Wirklichkeit ist komplex: Nur wenigen gelingt der Ausstieg, viele bleiben im Schatten gesellschaftlicher Wahrnehmung.
Blicke auf verborgene Lebenswelten
Trotz des Prostituiertenschutzgesetzes von 2017 führen die meisten Frauen ein Leben abseits der öffentlichen Aufmerksamkeit. Die Ausstellung macht sichtbar, was sonst verborgen bleibt, und eröffnet den Diskurs über die prekären Lebens- und Arbeitswelten von Prostituierten. Besucher begegnen nicht nur den Frauen selbst, sondern auch den Orten und Bedingungen, unter denen sie arbeiten.

Männer im Fokus: Die Serie „Freier“
Zusätzlich zeigt das Kunsthaus die Fotoreihe „Freier“ von Bettina Flitner. Zehn Tage verbrachte sie im „Wellness-Bordell Paradise“ in Stuttgart. Mit Kamera und Licht befragte sie die Männer: „Warum sind Sie hier?“ Die Antworten überraschten: Offen, direkt, reflektiert. Porträtiert auf Betten, zwischen Wänden und Spiegeln, geben die Männer Einblicke in ihre Motive und lassen sich in ihrer Ganzheit zeigen. Die Fotoserie wird in einem schwarzen Kubus als Projektion präsentiert und ergänzt die Perspektive auf das Milieu.
Rahmenprogramm und öffentliche Diskussionen
9. Oktober, 17.30 Uhr: Führung durch die Ausstellung mit anschließendem Gespräch mit Bettina Flitner; Moderation: Regine Meldt 15. Oktober, 19 Uhr: Impulsdialog „Wem gehört die Stadt?“ mit Charlotte vom Kolke und Elly Arrow 22. Oktober, 19 Uhr: Fürsorge und Feminismus – die frühe Prostitutionskritik des Jüdischen Frauenbundes mit Prof. Dr. Sabine Toppe, Cathrin Schauer-Kelpin (KARO e.V.), Anastasia Tikhomirova, Maria Borysenko; Moderation: Charlotte vom Kolke Öffentliche Führungen mit Jessica Neugebauer-Boscheck 21. September 2025, 15 Uhr 03. Oktober, 2025, 15 Uhr (Tag der Deutschen Einheit) 26. Oktober, 2025, 15 Uhr (Finissage) Führungen für Schulklassen nach Vereinbarung unter bildende.kunstwiesbaden.de
Rahmenprogramm und öffentliche Diskussionen
Begleitend zur Ausstellung hat das Kommunale Frauenreferat Wiesbaden ein vielfältiges Programm entwickelt. Fachleute aus Sozialarbeit, Polizei, Stadtplanung, Bildungsarbeit und Interessenvertretungen diskutieren über Frauenrechte, gesellschaftliche Verantwortung und städtische Rahmenbedingungen. Veranstaltungsorte sind das Rathaus, Theater im Pariser Hof, Murnau-Filmtheater, Heimathafen, Dern‘sche Gelände und Kinderzentrum Wellritzhof. Der Eintritt ist frei.
Foto – Aus der Serie „gesichtlos“ © 2025 Hyp Yerlikaya
Weitere Nachrichten aus dem Stadtteil Mitte lesen Sie hier